Zum ersten Mal wird in Norwegen beim Vortrieb des ROGFAST-Tunnels testweise seismische Vorauserkundung eingesetzt. Laut Statens vegvesen ‒ der staatlichen Behörde für den Bau und Unterhalt von Strassen ‒ wird geprüft, ob die seismische Vorauserkundungsmethode die bestehenden Sonden- und Kernbohrungen künftig ergänzen sollen.

Durch die seismischen Reklefktionssignale erhält man ein 3D-Bild der Gesteinsqualität. Diese Ergebnisse decken geologische Gefahrenzonen auf, die während des Baus erwartet werden.

Obwohl die seismische Vorauserkundung in Europa bereits weit verbreitet ist, wurde es im Tunnelbau in Norwegen bisher noch nie eingesetzt. Sollte sich der Test als erfolgreich erweisen, würde die Amberg Tunnel Seismic Prediction-Methode eine wertvolle Unterstützung während des ROGFAST-Tunnelbaus darstellen.

Bereits erfolgreich im Hundvag-Tunnel im Ryfast-Projekt getestet

In Norwegen wird seismische Vorauserkundung häufig in der Planung von Unterwasser-Tunneln verwendet. Diese bietet Informationen über die Durchführbarkeit des Projekts, die Ausrichtung des Tunnels und gibt Hinweise auf eventuelle Wasserlecks.

Dennoch war es bisher in Norwegen unüblich, seismische Vorauserkundung während des Ausbaus eines Tunnels zu verwenden. Stattdessen wurde die Vorerkundung mit Sonden- und Kernbohrungen gemessen.

Solche Bohrungen sind sowohl kostspielig als auch zeitaufwendig und werden deshalb nicht oft durchgeführt. Seismische Vorauserkundungen hingegen reduzieren nicht nur die Kosten sondern liefern auch schnelle Ergebnisse. Die Daten werden in nur fünf Stunden verarbeitet.

"Wir haben dies in der Vergangenheit nicht angewendet, weil die Gesteinsbedingungen in Norwegen besser sind als im südlichen Teil von Europa. Dennoch ist es ein bekanntes Verfahren. Ich glaube, dass die seismische Vorauserkundung auch in Norwegen eine Ergänzung zur Sonden- und Kernbohrungen sein kann", sagt Chef-Geologe Øyvind Riste von Ryfast.

Bestätigung der Resultate in vier Wochen

Das Schweizer Unternehmen Amberg Technologies hat die Ryfast Baustelle vor Ort besucht und die TSP 303-Technologie vorgestellt.

24 Bohrungen wurden zwei Meter tief in den Fels gebohrt und als Sprenglöcher verwendet. Die seismischen Reflektionssignale werten Veränderungen der Gesteinsgeologie vor der Ortsbrust aus. Hierbei wird eine Erkundungsreichweite von bis zu 150 Metern ab der Ortsbrust erreicht, um die Tunnelcrew bei ihrer täglichen Vortriebsarbeit zu unterstützen.

Das Verfahren kann jedoch die Kernbohrung nicht vollständig ersetzen, da die Genauigkeit nicht ausreichend ist.

"Doch mit dieser Technologie könnten wir Zeit sparen", sagt Riste.

In vier Wochen liegen die Ergebnisse vor und es wird sich zeigen, ob die seismische Vorauserkundung die Geologie des Aushubs im geprüften Tunnelteil bestätigt.

Verwendung von seismischer Vorauserkundung im ROGFAST-Tunnel

Sollten die Ergebnisse dieser Tests vielversprechend sein, könnte die Technologie beim ROGFAST-Projekt eingesetzt werden. Das Projekt wird mit seinem 27 Kilometer langen Tunnel der längste Unterwasser-Strassentunnel der Welt sein.

In Europa ist es üblich, dass der Auftragnehmer solche geologischen Tests durchführt. Dennoch möchte der ROGFAST-Projektleiter Tor Geir Espedal seinen Bauleiter in der Bedienung der Geräte schulen.

"Wir können eine TSP-Ausrüstung kaufen und diese in allen Tunnels einsetzen. Wir werden acht parallele Vortriebe haben und die seismische Vorauserkundung kann dabei ein wirkungsvolles Mittel sein", so Espedal.

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Original Text vom Norwegian Weekly Journal. (Foto: Statens vegvesen)